Mein Interview mit Volker Brüchmann

Wie kamst Du auf die Idee, Musik zu machen und wie kam es zu der Gründung von Top Union?

Das ist ja eine alte Geschichte.

Meine Geschichte beginnt natürlich mit zehn Jahren, als ich anfing Gitarre und Trompete zu lernen. Gitarre mit meinem Bruder zusammen, der Jahre älter als ich ist und Trompete im Posaunenchor in der Kirchengemeinde Erfde damals.

Aber der Sprung ging noch ein Bisschen weiter, denn das war Dir ja nicht genug.

Nein, jeder, der Musik macht, hat Freude daran, alleine zu üben, aber die entscheidende Freude kommt erst dann auf, wenn man in einer Gruppe mit mehreren zusammen spielt – das bringt echt Spaß.

Gemeinsam etwas zu produzieren, ist das, was man dann eventuell dem Zuhörer zugänglich machen kann, womit man ihm dann Freude bereitet, ihn zum Tanzen, zum Zuhören – egal, wozu – animiert.

Das Erlebnis, gemeinsam Klänge zu erzeugen, erzeugt auch Harmonie zwischen den einzelnen Bandmitgliedern und den Zuhörern und das ist auch wichtig – das ist etwas Verbindendes.

Im Sommer 1968 wurde ich von Hartmut Tietge, unserem späteren Bassisten gefragt, ob ich als Gitarrist in seiner damaligen Band Golden Boys spielen wollte, denn es war gerade eine Stelle freigeworden. Hartmut Tietge ist heute Zahnarzt.

Ich bin dann mitgefahren und habe vom Sommer 1968 an mit ihm und einigen anderen in der Gruppe Golden Boys zusammengespielt und dann haben wir 1969 am 30.04. – das war das entscheidende Datum – im „Haus Berlin“ den ersten Auftritt unter dem Namen Top Union gemacht und das war sozusagen unsere Premiere. Da spielten wir das erste Mal in Originalbesetzung und das war die Besetzung mit dem Bassisten Hartmut Tietge, seinem Bruder, dem Schlagzeuger, Rudi Tietge, der heute Rudi Kauer heißt – Computerfachmann in Wedel – Arne Clausen an der Orgel, der heute irgendwo an der Elbe Lehrer ist, Sologitarrist Holger Becker, der heute bei der Schleswag in Rendsburg Filme macht und Sologesang von Norbert Dominik und ich spielte Gitarre und Trompete – Holger Becker spielte auch noch Trompete. Das war damals die erste Besetzung

Erinnerst Du Dich noch an die Auftritte in Pahlhude in den frühen 70er-Jahren?

Für uns als Gruppe war es immer wichtig, dass wir schnell in Pahlhude hereinkamen und da spielen konnten, denn Pahlen war Ende der 60er und auch später noch wohl der wichtigste Laden – das wichtigste Lokal in Schleswig-Holstein. Es war ein typisches Tanzlokal – man darf ja nicht vergessen, dass es noch keine Disco-Zeit war – und es war total angesagt. Früher war dort, wo heute das Pahllazo ist, ein reines Tanzlokal mit einer halbrunden Bühne, sehr übersichtlich und gut geführt, wo jeden Samstag Gruppen auftraten, z. B. Allstars und Starkombo.

Für mich waren diese Abende besonders gut, denn es waren fast Heimspiele, weil mein Heimatort Erfde in der Nähe liegt. Von der Musik her waren wir interessiert, unser Programm an den aktuellen Hitparaden zu orientieren und so übten wir jede Woche zwei neue Titel ein, um immer up to date zu sein und immer am Ball zu bleiben und das war damals immer ein Wettstreit zwischen den einzelnen Gruppen.

Gibt es Titel aus der Zeit, an denen Du besonders schöne Momente festmachen kannst?

Es gab Anfang der 70er Jahre die große Zeltfestzeit – es war immer Tradition, dass Top Union in Luhnstedt im Juni oder Juli auf dem Waldfest spielte – und es gab in dieser Zeit Riesenhits z.B. „Yellow river“, den wir drei- oder viermal an einem Abend spielen mussten, weil es von den Leute verlangt wurde und das war sehr wichtig.

Mir ganz persönlich bleibt der Titel „Our last song together“ von Neil Sedaka in Erinnerung. Wir haben auch viele Titel gebracht, die andere Gruppen nicht spielten, z.B. „Question“ von Moody Blues. Wir spielte Lieder von Creedence Clearwater Revival, weil unser Sänger Norbert Englisch studierte.

Weshalb war Top Union immer die Top-Band, obwohl es viele gute Gruppen gab?

Das Besondere war, dass es uns immer gelungen ist, up to date zu sein und das Wichtigste war wohl, dass wir als erste darauf verzichtet haben, deutsche Schlager zu spielen – wir haben nur englische Songs gespielt und das wiederum war der Verdienst unseres Sängers.

Wir sprachen über die Texte und wussten, was wir da sangen, während andere sich mit phonetischem Gesang zufrieden gaben, versuchten wir die Texte original zu übernehmen und das hörte man.

Wir haben außerdem einen Chorgesang entwickelt. Wir haben einen mehrstimmigen Satzgesang gemacht und der sorgte auch für einen guten Klang und damit konnten einige andere wohl nicht mithalten

Du hast nach Top Union immer Musik gemacht. Ist es für Dich eine Form der Selbstverwirklichung?

Unbedingt, denn Musik ist eine Form der Kunst, sich selbst zu öffnen, sich selbst darzustellen und es ist vergleichbar mit dem Malen oder dem Schreiben.

Es ist eine ganz wichtige Gefühlsäußerung, mit der ich heute selbst sehr viel Freude habe und auch anderen Freude mache und das ist im schulischen Bereich genauso, denn wer ein Instrument mit den Kindern spielt, mit Gitarrenbegleitung singt, hat es leichter als Lehrer, als wenn man à capella singt.

Ich habe immer in irgendeiner Form Musik gemacht. Musik ist ein großer Teil meines Lebens. Nach Top Union und später Hollywood habe ich wieder im Kirchenposaunenchor in Erfde gespielt, dann habe ich in Bad Bramstedt in einem Chor gesungen und A-capella-Musik gemacht bei Lead Contrast. In der Kirche habe ich einen Singkreis für neue Kirchenlieder ins Leben gerufen. Heute habe ich die Roy Orbison Revival Band und den schulischen Bereich: zwei ganz unterschiedliche Sachen – sie haben nur gemeinsam, dass es sich immer um Musik handelt und dass viel Gesang dabei ist. Mit der Roy Orbison Revival Band bin ich mir ganz nah und es macht mir am meisten Spaß, weil es eine sehr gefühlvolle Musik ist, in die man sehr viel hineinlegen kann. Sie hat schönen Gesang, schöne Beistimmen z. B. im Chor. Die Atmosphäre innerhalb der Gruppe ist fantastisch.